„Wir hören sehr genau zu, wenn Kritiken an der eroFame ausgesprochen werden!“

Die eroFame Global Trade Convention richtet sich mit einer groß angelegten Umfrage an die Branche. In dieser geht es um die zukünftige Ausrichtung der Fachhandelsmesse. In einem Interview erläutert Wieland Hofmeister, Geschäftsführer der Mediatainment Publishing eroFame GmbH, die Gründe für das Vorhaben, für das er zu einer regen Teilnahme aufruft. Im Vordergrund steht dabei ein möglicher Standortwechsel.

 


Die eroFame 2016 befindet sich sicher schon in der Vorbereitung – wird sich im Oktober am eroFame-Konzept etwas ändern?
Wieland Hofmeister: Grundsätzlich bleiben wir bei unserem bewährten Stil; die eroFame 2015 war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Wir verzeichneten sowohl die höchste Besucherzahl als auch einen Rekord an ausstellenden Firmen.

Eine Messe steht und fällt mit der Fachbesucherzahl, einige Aussteller sind der Meinung, dass diese stagniert, beziehungsweise rückläufig ist – das spricht ja eigentlich gegen Ihre Aussage bezüglich der Besucherzahlen im letzten Jahr?
Diese Meinung wird mir natürlich auch persönlich zugetragen – ich bin sehr überrascht, dass diese Empfindung so aufgenommen wird. Die eroFame hat sich seit ihrer Gründung auf die Fahne geschrieben, dass offen und ehrlich mit der Branche, in diesem Fall also mit den Ausstellern, die wir ja auch als unsere treuen Kunden ansehen, umzugehen ist. Wenn wir also Zahlen veröffentlichen, in diesem Fall die des Besucheraufkommens, dann stimmen diese.

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Dennoch bleibt von einigen Ausstellern der Vorwurf einer unzureichenden Besucherzahl bestehen. Wie erklären Sie sich das?
Im letzten Jahr hatten wir eine sehr großzügige Fläche in Halle 27 zur Verfügung – immerhin circa 13.000 Quadratmeter – wahrscheinlich verteilt sich der Besucherstrom sehr großzügig und für den einen oder anderen kann ein entsprechendes Gefühl aufkommen. Aber, wie gesagt, wir sind – wahrscheinlich nicht nur in Europa – diejenige Branchenveranstaltung, die die meisten Fachbesucher zieht. Lassen Sie mich bitte auch betonen, dass nach wie vor andererseits nicht wenige maßgebliche Aussteller von einem vollen Terminkalender auf der eroFame berichten. Wahrscheinlich verstehen diese ihren Job besser als andere, nämlich indem sie im Vorfeld der Veranstaltung Kunden entsprechend einladen. Natürlich ist der Fachhandel unserer Branche begrenzt, wer eine überfüllte Halle erwartet, liegt ohnehin daneben; ich persönlich – und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein – prognostiziere zukünftig einen global schrumpfenden stationären Fachhandel; die Onlinevermarktung erotischer Produkte bestimmt diesen Wandel.

Wie wird sich die eroFame dieser Entwicklung stellen? Ist das Konzept einer stationären Messe bald überholt?
Natürlich nicht! Der persönliche Kontakt innerhalb einer Branche ist unumgänglich, ein Vieraugengespräch unersetzlich, das wird sich auch nicht in der digitalen Welt ändern. Aktuell werden jährlich `zig Branchenveranstaltungen, Hausmessen und so genannte Erotikmessen unserer Branche ausgerichtet, jüngste Gerüchte sprechen zum Beispiel vom Vorhaben, die US-amerikanische ANME Show vier mal jährlich stattfinden zu lassen – vielleicht ist es an der Zeit, grundsätzlich einige Veranstaltungen dieser Art wegfallen zu lassen. Man muss sich schon fragen, ob dem Fachhandel in dieser Hinsicht nicht zu viel abverlangt wird. Ganz ehrlich – letztendlich werden einige wenige Messen im Jahr zukünftig ausreichen. Und diese müssen auf höchstem Niveau für Fachbesucher und Aussteller organisiert und ausgerichtet werden – die eroFame will und wird in jedem Fall dazugehören, auch dann, wenn sich die Branche komprimieren wird.

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Demnach wird also am eroFame-Konzept nichts verändert?
Das wird sich zeigen. Auch wenn ich persönlich unser jetziges Konzept vehement verteidige, unterstützt durch das Motto: ‚Never change a winning team‘, nehmen Sie bitte nicht an, dass wir als Veranstalter auf einem hohen Ross sitzen, schon gar nicht die Vertreter des Messebeirates. Wir hören sehr genau zu, wenn Kritiken an der eroFame ausgesprochen werden! Zur ANME-Show im Januar, sowie von Seiten der jüngst ins Leben gerufenen ‚European Association For Suppliers‘, hinter der aktuell vorwiegend niederländische Anbieterfirmen stehen, wurden wir von gewichtigen Vertretern zu dem vorgenannten Thema angesprochen. Jedem ist in dieser Runde klar, dass die Qualität der Fachbesucher auf der eroFame überdurchschnittlich zu bewerten ist – der Vollprofi kommt zu uns. Dennoch wünschen wir uns alle, dass idealer Weise jeder Fachhändler, der mitspielt, auf der eroFame zu Gast ist. Der Anspruch an der eroFame ist mittlerweile eine globale Ausrichtung. Aus Sicht der vorgenannten Gruppe reicht deshalb der Veranstaltungsort Hannover nicht mehr allein aus.

Soll die eroFame also aus Hannover zukünftig in eine andere Stadt verlegt werden?
Bevor ich auf Ihre Frage eingehen werde, möchte ich vorweg bitte eines anmerken: Das Messegelände Hannover ist das größte dieser Art in der Welt, hier findet zum Beispiel – neben anderen großartigen Messen – die überaus erfolgreiche CeBIT, übrigens die größte Computer-Messe der Welt, seit Jahren statt. Niemand, ich betone: Niemand käme auf die Idee, diesen Veranstaltungsort umzulegen, auch deswegen nicht, weil Hannover – trotz seiner attraktiven Angebote – ein hochinteressantes Preis-/ Leistungsverhältnis bietet. Übrigens auch im Interesse seiner Besucher.

Dennoch wird der eroFame-Standort von einigen Unternehmen in die Kritik genommen?
Uns wurde von vorgenannten Vertretern der Vorschlag unterbreitet, dass alle drei Jahre ein alternativer Veranstaltungsort zusätzlich zu Hannover gewählt werden sollte. Vielleicht geht man auch mit der Idee schwanger, dass dann – statt Hannover – eine andere Stadt für die eroFame auserwählt werden könnte. Soweit so gut, wie gesagt, wir hören zu. Doch ehe man diese Entscheidung grundsätzlich und überstürzt fällt, gilt es, ein Für und Wider genauestens abzuwägen – und zwar nicht im Alleingang, sondern, wenn möglich, mit allen Branchenteilnehmern zusammen.

Sicherlich ein höchst anspruchsvolles Vorhaben – wie möchten Sie diesen Schritt umsetzen?
Wir haben uns mit den Fürsprechern dieser so genannten ‚Standort-Alternative‘ darauf abgestimmt, dass wir durch eine groß angelegte Befragungs-Aktion sowohl die Fachhändler, als auch der Aussteller zu diesem Vorhaben befragen wollen und werden. Stimmzettel werden wir für den Fachhandel den führenden Fachmagazinen der Branche, EAN und eLINE beilegen, zu dem bieten wir die Möglichkeit einer Onlineabstimmung hierzu unter www.erofame.eu an. Via Mail treten wir mit den Ausstellern der eroFame in Kontakt; wir werden auch persönliche Gespräche führen.

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Welche Standort-Alternativen kämen denn bei einer entsprechenden Auswertung in Frage?
Der deutsche Erotikmarkt generiert bekanntlich die stärksten Umsätze in Europa, weswegen wir an unsere Aussteller ernsthaft plädieren, sich dieser Situation weiterhin bewusst zu sein. Innerhalb Deutschlands werden wir keine anderen, für die eroFame attraktiven Städte finden, allein deswegen, weil zum Beispiel Frankfurt, Düsseldorf oder München uns aus so genannten ethischen Aspekten nicht aufnehmen würden. Berlin kommt für uns als Veranstalter nicht in Frage, auch deshalb nicht, weil dort der Platz von der Venus Messe eingenommen ist. Eine Rückkehr in dieses Umfeld lehnen wir allein auch deshalb ab, weil wir uns weiterhin im Interesse unserer allermeisten Aussteller vom Hardcore-Image der Venus Messe distanzieren wollen und müssen.

Dann kämen somit nur Städte im benachbarten Ausland in Frage – doch sicher eine denkbare Alternative, zumal dort ebenso neben schönen Touristenattraktionen auch gute, internationale Fluganbindungen geboten werden?
Die Fürsprecher dieses Vorhabens sind der Ansicht, dass bei einer entsprechenden Umsetzung zusätzliche Fachhändler auch aus Übersee, wie zum Beispiel aus den USA, Südamerika und Australien zur eroFame kommen werden. Deswegen sollen Städte mit internationalen Flughäfen in Betracht gezogen werden – ja, sicher ein stichhaltiges Argument, das für eine örtliche Alternative sprechen würde.

Ein prägnanter Punkt der angekündigten Branchenbefragung beinhaltet einen so genannten ‚Städtetest‘. Denken Sie ernsthaft an die Umsetzung dieser Möglichkeit?
Ich habe eingangs gesagt, dass wir uns im Interesse aller Beteiligten der eroFame einsetzen, das bedeutet natürlich auch, dass wir die Möglichkeit eines Umzugs in eine andere Stadt nicht kategorisch ausschließen. Damit wir uns alle auf der sicheren Seite wähnen, halten der Beirat, wir, sowie die vorgenannten Interessenvertreter einen Test in dieser Angelegenheit für eine sinnvolle Umsetzung: Wird also die Abstimmung in Richtung eines zusätzlichen oder alternativen Standortes zu Hannover ausfallen, so werden wir einen möglichen Standort testen wollen, bevor die Zelte alle drei Jahre, beziehungsweise für gegebenenfalls immer in Hannover abgerissen werden. Natürlich bleibt noch die Möglichkeit offen, sowohl im Frühjahr, als auch im Herbst eine eroFame auszurichten – zum Beispiel im April in einer europäischen Metropole und im Oktober in Hannover…

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Gibt es schon einen favorisierten Standort für die eroFame außerhalb Deutschlands?
Welche Stadt auch immer als Alternative gewählt wird, sie sollte ideal für sehr viele erreichbar sein, das Messegelände muss dort nahe Flughafen und Hauptbahnhof liegen – natürlich möchten wir die Anreise des Fachhandels so einfach wie möglich gestalten. Deshalb bitte ich alle Angesprochenen sehr, sich an der Abstimmung zu beteiligen – herzlichen Dank!

Nehmen wir an, dass durch die Befragung eine einmalige Testveranstaltung im Frühjahr 2017 stattfindet und diese für alle Beteiligten positiv verläuft, wie planen Sie dann die nächsten eroFame-Jahre?
Sicher ist, dass die eroFame in diesem und im nächsten Jahr wie immer im Oktober in Hannover stattfinden wird, zusätzlich vielleicht eine Frühjahrsveranstaltung 2017 in einer europäischen Metropole. Danach ist alles offen, warten wir ab, was sich optimiert.

Was möchten Sie abschließend unserer Branche noch zur nächsten eroFame mitteilen?
Die aktuelle Flüchtlings-Situation in Deutschland berührt auch die eroFame. Neben diesem menschlichen Dilemma ergeben sich zusätzlich Situationen, denen wir uns fügen
müssen. So hat die Hannover Messe einige Hallen wegen der Aufnahme von Flüchtlingen für den Messebetrieb ausgeschlossen. Für uns heißt das, dass wir die eroFame vorerst und bis auf unbestimmte Zeit in kleineren Hallen ausrichten müssen, der Platz ist also begrenzt. Wir sind in diesem Jahr sicher in Halle 2 untergebracht. Vorrangig werden wir die Standflächen an unsere Stammkunden vermieten, das sind diejenigen, die seit Anbeginn, mindestens aber zweimal dabei waren. Für die weiteren Interessenten gilt also, sich kurzfristig zu entschließen. Bei Überbuchungen müssten wir notfalls eine Warteliste einführen. Trotzdem haben wir für die Aussteller ein interessantes Rabatt- und Skonto-Angebot installiert. Ansonsten bleibt mir noch zu sagen, dass ich mich sehr auf die kommenden eroFame in Hannover freue!