Teledildonics, Sex Tech und Co. – Nutzloser Tand oder Zukunftstrend?

Häuser, Autos, Sex Toys: Das Internet of Things wächst beharrlich und mehr und mehr Gegenstände kommunizieren miteinander und mit den Menschen, die sie benutzen. Auch in der Erotikbranche ist dieser Trend immer deutlicher zu erkennen. Doch was bringen über das Internet miteinander verbundene Masturbatoren, geschwindigkeitsmessende Penisringe oder Vibratoren, die die Gefühlsregungen ihrer Nutzerinnen erspüren sollen dem Kunden wirklich? Oder mit anderen Worten: Handelt es sich hier um die Zukunft der Sex Toys oder werden Produkte aufgrund ihrer bloßen Machbarkeit entwickelt?

matze_pc_webMatthias Poehl

Eine pfiffige Idee macht noch kein gutes Produkt und eine moderne Technologie ebenso wenig. Das mag hart klingen, spiegelt aber meiner Meinung nach die Realität gut wider. Viele auf den ersten Blick originelle Produktideen sind verpufft, weil es ihnen in der Praxis an Funktionalität oder anderen Faktoren – der Preis ist ja wie so oft der springende Punkt – mangelte. Auch unser Markt kennt davon zahlreiche Beispiele.

Schnell haftet diesen Produkten das Label ‚Schnickschnack‘, ‚Tand‘, ‚Gimmick‘ oder ‚Gedöns‘ an, was bedeutet, dass sie für ihren eigentlichen Zweck, nämlich sexuelle Befriedigung zu bringen, wenig bis gar nicht geeignet sind. Das will ich Produkten, die aus dem Sex-Tech Bereich kommen, gar nicht absprechen, doch machen diese oft den Anschein, als werde mit Krampf versucht, moderne Technologien in Sex Toys einfliessen zu lassen, wobei der eigentliche Zweck von Vibratoren & Co. vergessen wird.

Die Idee, dass Partner A mit seinem Masturbator in Paris sitzt und diesen mit dem Vibrator von Partner B über das Internet verbindet, klingt wahnsinnig modern, witzig und mag auch die Phantasie des einen oder anderen beflügeln… die Idee, dass ein Penisring die Geschwindigkeiten beim Akt misst, hört sich total abgefahren an (fehlt eigentlich nur noch ein Kalorien-Zähler an diesem Penisring)… die Idee, Sex Toys mittels App über das Smartphone zu steuern, erscheint zeitgemäß… aber es muss die Frage erlaubt sein, wie es um die Funktionalität, die Gebrauchstauglichkeit und all die anderen Faktoren bestellt ist, die ein Sex Toy auszeichnen, das eine breite Käuferschaft anspricht. Werden diese angesprochenen Elemente vernachlässigt weil andere, sprich moderne Technologien, in den Vordergrund treten bzw. gedrängt werden oder Produkte nur allein wegen der technischen Realisierbarkeit auf den Markt kommen, wird es mit einer breiten Marktpenetration nicht gut bestellt sein.

Wir alle aber wissen nur zu gut, dass es quasi für jedes Produkt einen Markt bzw. eine Käuferschaft gibt, sei diese auch noch so klein. Welches Schicksal blüht also den Sex-Tech Produkten? Gut vorstellbar, dass sie eine kleine Fangruppe erobern und vom Rest der Konsumenten als ‚Gimmick‘ oder ‚Schnickschnack‘ links liegen gelassen werden.

Im schlimmsten Fall begeistern die Idee und die Technologie in diesen Produkten auf den ersten Blick, aber das Anwendungserlebnis enttäuscht. Man braucht aber kein Prophet zu sein, um voraussagen zu können, dass sich interaktive Toys in Verbindung mit VR-Content mit großer Wahrscheinlichkeit durchsetzen werden, denn dadurch wird der Konsum und das Erlebnis von pornographischen Inhalten auf ein neues Level gebracht. Die Kundschaft dieser Produkte wird – wen wundert’s? – stark männlich geprägt sein. Dass die Kombination aus Porno und Technologien eher auf Männer abzielt als auf Frauen dürfte unbestritten sein. Vielleicht wird ja 2016 wirklich das Jahr der Male Toys?